Das Wort „Coach“ stammt aus dem Englischen und bedeutet im wahrsten Sinne des Wortes Kutsche. Ab 1886 wurde es auch für den Begriff eines privaten Tutors an Universitäten oder Hochschulen eingesetzt. In diesem Zusammenhang ging es um die Begleitung, Unterrichtung und Leitung anderer Personen.

 

Wenn ein Mensch für sich in Anspruch nimmt, Impulse für eine alternative Sichtweise geben zu können, sollte er demnach eine solide Kutsche besitzen, in der er andere mitnehmen kann. Solide bedeutet jedoch nicht zwingend komfortable. Von einem Coaching sollte man nicht erwarten, dass alles den eigenen Vorstellungen entspricht. Wozu bräuchte man dann noch ein Coaching?

 

Meine Erkenntnisse basieren ausschließlich auf praktischen Erfahrungen in der Begegnung und Arbeit mit Menschen. Da die Lebensreise der meisten jedoch kein komfortables Leben ist, sollte man eher davon ausgehen, dass auch die Fahrt in der Kutsche nicht immer angenehm ist. Allerdings besitzt jeder die Möglichkeit, unterwegs auszusteigen. Das macht es zwar für alle einfacher, aber auch gleichfalls ineffektiver, weil eine Unterbrechung oder die persönliche Selbstaufgabe des Mitgenommenen nicht verhindert werden kann.

 

Vor 29 Jahren habe ich selbst auf Vorstandsebene gearbeitet. In diesen Ebenen geht es äußerst selten um den Menschen oder das Menschsein, auch wenn das so nach außen niemals kommuniziert wird. Arbeiter oder Angestellte sind Nummern (Personalnummern), die in Relation zu ihrer Effizienz für das Unternehmen gestellt werden. Daraus ergibt sich ein Lohn/Gehalt, das so gering wie möglich sein sollte. Dadurch kann den Teilhabern ein höchstmöglicher Profit in Aussicht gestellt werden. Dieses und vieles mehr führt dazu, dass Menschen als Arbeiter oder Angestellte selten als emotionale und soziale Wesen gesehen werden. Sie sind eher eine kostspielige und unabdingbare Notwendigkeit, um die erklärten Unternehmensziele zu erreichen. Können sie wegrationalisiert werden, wird diese Möglichkeit nur zu gerne in Anspruch genommen.


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Screenshot, Frankurter Neue Presse vom 28.05.2021

Es interessiert in diesen Kreisen kaum, ob ein Mitarbeiter/eine Mitarbeiterin gerade einen privaten Schicksalsschlag durchmacht. Im Zweifel gibt es dafür Urlaubstage oder gesetzliche Sonderregelungen, ansonsten heißt es: funktioniere. Personalchefs und Abteilungsleiter stellen Menschen ein, weil sie mit ihnen in Resonanz gehen können. Später werden diese neuen Mitarbeiter in Gruppen platziert, in denen diese Resonanzfähigkeit nicht mehr gegeben ist und man wundert sich über Disharmonie und Leistungsverluste. Ist die Effizienz schlussendlich mangelhaft, stellt das Personalbüro dem schwächsten Glied in der Kette die Entlassungspapiere aus. Wenn ein Vorstandsmitglied seinen Aktionären*innen die Vision von Umsatzsteigerungen schmackhaft macht, bleibt der oben beschriebene Hintergrund, der immer zulasten anderer Menschen geht, im Verborgenen.

 

Aus diesen sowie weiteren Gründen und trotz aller üblichen Vorteile, die so ein Job mit sich bringt, habe ich diese Etagen nach drei Jahren freiwillig verlassen. Mein neues gestecktes Ziel war, mehr Menschlichkeit in diesen Ebenen zu erzielen. Das Ergebnis blieb jedoch erfolglos. Warum? Erinnern wir uns daran, dass regelmäßig über 663 Millionen Erdenbewohner an Unterernährung leiden, alle 2,8 Sekunden ein Mensch auf der Welt verhungert. Jährlich werden 1,72 Billionen US-Dollar für Rüstungsausgaben ausgegeben (alle 18,28 Sek. eine Mio. US-Dollar). Alle diese Aspekte werden von Politikern, Aufsichtsräten, Vorstandsmitglieder oder Geschäftsführern entschieden oder wenigstens mitgetragen. In diesen Etagen sind eben nur solche Veränderungen interessant, die dazu führen, den Gewinn zu optimieren.

 

In kleinen und mittelständischen Unternehmen wird das anders gesehen. An diesen Stellen geht es in Relation weniger um die Frage des Umsatzes oder des Kapitals. Dort ist man aufeinander angewiesen und muss sich permanent neuen Herausforderungen stellen, um am Ende überleben zu können.

 

Dort habe ich Menschen getroffen, die in Situationen waren, in der sie eine alternative Sicht auf die Welt benötigten, die nach Antworten auf Fragen suchten. Fragen wie: Wie bekomme ich mehr Harmonie und Zusammenarbeit in mein Unternehmen. Warum habe ich mit meinen Kollegen oder Mitarbeitern immer wieder die gleichen Probleme? Wie können wir alle gemeinsam die Visionen in unserer Firma umsetzen? Wie vermittle ich Ideen und Werte, dass wir alle die gleichen Ziele verfolgen?

 

Aber auch im privaten Bereich gibt es immer wiederkehrende Fragen: Warum bin ich so, wie ich bin? Warum gerate ich immer an die gleichen Menschen? Warum befinde ich mich immer wieder in die gleichen emotionalen Fallen? Was soll ich jetzt nur machen? Wie komme ich da wieder raus? Wie kann ich mich selbst mehr verwirklichen? Wie kann ich der/diejenige sein, der/die ich immer sein wollte, ohne mich in der Gesellschaft verbiegen zu müssen oder an Akzeptanz zu verlieren?

 

In den letzten 20 Jahren habe ich über 19.000 Stunden auf tiefster seelischer Ebene direkt mit mehr als 5.300 Menschen verbracht, ihnen neue Visionen vermittelt, Vorträge gehalten und bin Einladungen gefolgt. Das Leben der Menschen, die ich traf, war von Leid, unglücklichsein, seelischem Schmerz, Glück, Zufriedenheit oder Harmonie geprägt. Wobei am Ende jede dieser Erfahrungen immer auf dem gleichen Muster aufbauten, die ich die drei Konstanten des Lebens nenne. Es sind die drei Aspekte, die für alle Menschen gleich sind und die Realität eines jeden prägen.

 

Diese Attribute sind: Die Geburt, der Tod und die individuellen emotionalen Erfahrungen, denen kein Mensch ausweichen kann. Man kann hübsch, hässlich, reich, arm, intelligent, ein einfach Denkender, gesund, krank, ein Richter, Schwerverbrecher, VIP oder ein normaler Mensch sein. Wer immer man zu sein glaubt oder gerne sein möchte, nichts im Leben wird einen vor den eigenen und individuellen emotionalen Erfahrungen schützen können. Grundsätzlich erfahren wir unser gesamtes Sein einzig und alleine auf emotionale Art und Weise.

 

Eine Gemeinschaft kann nur dann optimal funktionieren, wenn sich alle gut aufgehoben und individuell wahrgenommen fühlen. Erst wenn diese drei Konstanten in den Köpfen der Menschen angekommen sind, dienen Visionen, die wir in uns tragen und die danach rufen, gelebt zu werden, dem Wohle aller. Doch sind alle Visionen mit der oben beschriebenen Erkenntnis umsetzbar? Fakt ist, wenn sie möglich sind und wenn das bei allen Menschen angekommen ist, ergibt sich daraus ein toller energetischer Effekt des Miteinanders. Das sollte das Ziel aller Menschen sein und es ist das Ziel, das ich mir gesteckt habe.